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„Mein Song“ Fotoprojekt
Mehr zum Thema “emotionales Musik- Hören”
Der Song meines Lebens (oder noch mehr Kettcar)
“viel glück heut nacht und viel glück demnächst,
wenn du weiter machst oder untergehst,
wenn du aufhören willst und einsehen musst zwischen
“komm zurück” und “wirklich schluss”.
Es ist 2018 in einer Konzerthalle, neben mir steht mein bester Freund. Kettcat live und mir steigen bei Balkon gegenüber plötzlich die Tränen in die Augen. Es ist wieder 2003. Ich stehe in meiner winzig kleinen 1 Zimmerwohnung und breche weinend zusammen. Eben kam die sms “es ist besser, wenn wir uns trennen”! Eine sms nach 4 Jahren on off Beziehung. Meine erste große Liebe hat nicht mehr als diese paar Worte, in 140 Zeichen für mich über. Ich bin unfähig zu denken, mein Leben scheint zu Ende. Es beginnen Wochen der Verzweiflung. Ich nehme ganz 14 Kilo ab und rauche wie ein Schlot. Kettcar höre ich rauf und runter, vor allem dieses Lied.
Jahre habe ich nicht mehr daran gedacht – ein Glück bin ich den los, denke ich heute. Doch ein paar Noten und ein nicht ganz unemotionaler Text schaffen es in wenigen Sekunden, diese längst überwundenen Emotionen wieder hochkochen zulassen. Wie kommt das?
„Musik ist die Stenografie des Gefühls“ (Leo N. Tolstoi)
Die systematische Musikwissenschaft und die Psychologie beschäftigen sich schon lange mit dem Phänomen Musik und Emotion.
Davies (1978) benennt es als „Darling they`re playing our tune“- Theorie der Emotionen. Unser Gedächtnis verknüpft Musikstücke mit bestimmten wichtigen Situationen in unserem Leben.
Ein weiterer Wissenschaftler, der sich ausführlich mit Musik und Emotionen beschäftigt, ist John A. Sloboda, emeritierter Direktor der Keele University.
Sloboda befragte 67 Musikhörer zu ihren emotionalen Erfahrungen durch Musik und ließ sie diese beschreiben. Nicht erstaunlich war es, dass die meisten Teilnehmer ihre Erfahrungen ähnliche beschrieben:
„Musik entspannt mich, wenn ich angespannt und verärgert bin. Man fühlt sich verstanden und getröstet in Schmerz, Sorgen und Verwirrung.“
Oder „Durch das Hören von Musik, besteht die Möglichkeit, zu fühlen, dass Emotionen geteilt werden und nicht die Last eines Einzelnen ist.“
Weitere Reaktionen bezogen sich auf die Verstärkung und Befreiung von existierenden Emotionen, zum Beispiel: Musik befreit Emotionen (z. B. Traurigkeit), die sonst unterdrückt werden.
In einer ähnlichen Studie des Neurobiologe Jaak Panksepp im Jahre 1995. Sowohl die Männer, als auch die Frauen gaben vorzugsweise bei Stücken trauriger Stimmung an, Emotionen wahrgenommen zu haben. Das Stück, was bei fast allen Teilnehmern zu Gänsehaut oder ein Kribbeln fürhte, war „Post-War Dream“ von Pink Floyd.
Vermutlich ist die Wahrnehmung auch abhängig von der Art und weise Musik zu hören. Adorno hat schon Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts festgestellt, dass fast jeder Mensch zwar Musik hört, jeder sie aber ganz anders genießt. Vom Experte, der die Komposition an sich bewundert bis zum Unterhaltungshörer, der Schunkler und Radio-Hörer. Der eben, der dir auf einer Party auf die Frage „was hörst du denn so für Musik?“ mit „alles was so grade in den Charts ist“ antwortet.
Behne (1999) differenziert ausführlicher in seiner Typologie der musikalischen Hörer:
Der motorisches Hören muss sich einfach zum Beat bewegen. Er wählt seine Genre daher entsprechend aus. Der kompensatorisches Hören, möchte seine Emotionen mit Hilfe von Musik loswerden. Sie zum Beispiel zu Heavy Metal rausschreien. Ein vegetativer Hören, versucht Musik mit allen Sinnen wahrzunehmen. Die Musik erschafft für ihn Gänsehaut-Momente.
Ein diffuser Hören wiederum beschäftigt sich nicht groß mit dem Gehörten. Musik ist eben dabei. Beim kochen, im Auto oder beim putzen. (Siehe Christine)
Wer ein emotionaler Hörer ist, beherrscht die gefühlvolle Hingabe zur Musik. sentimentales Hören lebt von Erinnerungen. Wenige Menschen hören assoziativ: Hören das mit bildhaftem Vorstellen einhergeht. (Siehe Maya)
Der distanzierende Hörer ist gleichzusetzen mit Adornos Experten. Er analysierenden, bewertet und interpretiert Tonfolgen und Rhythmus. Er kann nicht nur Moll von Dur unterscheiden, sondern mag vermutlich auch Stockhausen und free Jazz. (Siehe Cavid)
Für mich stimmt alles ein bisschen. Ich kann Musik hören und die Kunst hinter ihr sehen, wie bei Mozart. Beim weggehen tobe ich mich zu Rage against the machine beim Tanzen aus. Ich bewundere die Erfindung neuer musikalischer Wege von Beatles, Sam Cook oder Otis Redding. Aber am erster Stelle umarmt sie mich und tröstet mich. Oft mehr als alles andere. Ich fühle mich verstanden und gestärkt von Matchbox twenty oder Element of crime. Eminem sagt mir ich solle nie aufgeben. Gisbert zu Knypshausen ist oft genauso melancholisch wie ich. “Melancholie -was hast du der Menschheit schon gebracht, außer Kunst und Musik und billigen Gedichten“.
Neurologisch betrachtet wird Musik in der rechten Hemisphäre verarbeitet, während Sprache in der linken Gehirnhälfte verarbeitet zu werden scheint. Dies kann auf die Tatsache zurückgeführt werden, dass Menschen mit einer verletzten linken Hemisphäre häufig unter Sprachstörungen (Aphasie) leiden, jedoch Musik weiterhin uneingeschränkt wahrnehmen.
Um herauszufinden, ob die emotionale Wirkung von Musik auch im Gehirn messbar und sichtbar ist, maßen Blood und Zatore die Hirnströme von 10 Probanden mit musikalischer Ausbildung. Sie wählten die von den Versuchspersonen zuvor angegebenen Lieblingslieder aus, ausschließlich klassische Stücke, wie Rachmaninov „Klavierkonzert No. 3“ oder Samuel Barbers „adagio for strings“, da diese Stücke keinen Gesang und somit Worte beinhalten, konnte ausgeschlossen werden, dass die Versuchsperson auf die Worte und nicht auf die Musik reagieren. Außerdem spielten sie den Versuchspersonen als Gegenkontrolle subjektiv weniger emotionale Stücke vor. Die Ergebnisse zeigten, dass die Areale im Gehirn Lieblings-Stücken aktiviert wurden, welche auch beim Konsum von Drogen und Sex, bzw. gutem Essen stimuliert werden. Blood und Zatore haben somit auch die cerebrale, physische Reaktion, sowie den Zusammenhang zwischen Musik und Emotionen nachweisen können.
Patty Smith hat mal sowas gesagt wie: ich wollte immer die Muse von jemanden sein und irgendwann habe ich gedacht warum die Muse sein, wenn ich doch selber Musik machen kann.” Mein Freund damals war Musiker. 2004 habe ich angefangen Musikwissenschaft zustudieren. 2010 habe ich mein Magistra in systematischer Musikwissenschaft mit 1,5 bestanden. Bis dahin habe ich in diversen Bands gesungen, bis ich mich angefangen habe, der Fotografie zu widmen. Den Musiker habe hinter mir gelassen und bin über ihn hinaus gewachsen. Die Musik bleibt. Danke Heiko*. Danke an die Musik, die uns alle bewegt und die unsterblich ist, anders als manche Liebe.
*Name geändert
Große Gefühle….
Julia&Olli und La Chanson d’Hélèn
Juli und Olli lernten sich kennen, als Olli ihr die Haare schnitt.
„die Dinge des Lebens mit Romy Schneider und Michel Piccoli. Lange habe ich nach dem Orginal Soundtrack auf LP gesucht und mir letztendlich eine Reissue gekauft. 2017 traf ich Julia und wir verliebten uns. Gleich zu Beginn habe ich ihr einen Musik-Mix mit Lieblingsstücken von mir geschenkt. Darunter auch das Lied “La Chanson d’Hélèn“ von ebendieser Platte. Als ich das erste Mal bei ihr Zuhause war und ihre Platten durchsah traute ich meinen Augen nicht – da stand sie, die original LP. “ Julia: „in den ersten Monaten haben wir beide unabhängig voneinander oft Oliver’s Mix gehört und hatten dabei immer wieder dieses eine Lied im Ohr. Es hat sozusagen den ganzen Anfang unserer Liebesgeschichte untermalt. Es ist französisch. Gestern haben wir es zum ersten Mal übersetzt und mussten sehr lachen. Es ist ein Abschiedslied. Wir hingegen haben im Sommer geheiratet.“
Tobi mit Stacks von Bon Yver
„Vor einiger Zeit war ich auf einem Konzert von Bon Yver. Das LiedStackshat mich live ganz besonders berührt. Es singt so zart und so zerbrechlich, wie es sonst nur Frauen können. Plötzlich fühlte ich mich ebenfalls zart und zerbrechlich, wie in schon so manchen Stunden meines Lebens. Warum denken die Frauen eigentlich immer dieses Gefühl würde nur Ihnen zustehen?“
Maya und “SomethingI can never have” von Nine Inch Nails
“Dieser Song meiner Lieblingsband begleitet mich seit meinen Teenagerjahren und bereitet mir immer noch jedesmal wieder eine Gänsehaut. Denn es geht darum, wie es ist, sich zu verlieben, das schönste und gleichzeitig gruseligste Gefühl der Welt. “I’m down to just one thing and I’m starting to scare myself”. Wie erschütternd es ist, wenn diese Liebe nicht erwidert wird. “I just want something I can never have.”
Wie man plötzlich den Boden unter den Füßen verliert und denkt, man wird nie mehr lieben können. “Grey would be the colour, if I had a heart.”
Das sind einschneidende Momente im Leben, die man nicht vergisst. Dieser Song erinnert mich an sie, lässt mich die alte Trauer durchleben, gibt mir aber trotz der Melancholie das gute Gefühl, dass es ja trotzdem immer weitergeht.
Jenny, Nadia und die Ärzte – Himmelblau
„Ärzte! Ärzte! Ärzte. Wir beide kennen uns seit über 10 Jahren. Wir haben uns bei einem Ärzte Konzert kennengelernt und dann bei dem nächsten wiedergesehen. Und beim übernächsten und so weiter. Kurz gefasst: Wir beide waren bei sehr vielen Konzerten dabei! Seither sind wir unzertrennlich. Unser Lied: Himmelblau. Der Auftaktsong auf der Tour, die der Beginn unserer Freundschaft war.“
Der Musiker…
Cavid und Beethovens Mondschein-Sonate
Ich liebe Musik, auch klassische Musik, was vermutlich untypisch für eine 21 jährigen ist. Und ich liebe es Klavier zu spielen. Meistens spiele ich einfach drauf los, was grade aus mir rauskommt. Das einzige Stück, welches ich noch nach Noten spiele ist Beethovens Mondscheinsonate. Der erste Teil ist leicht, man kann so viel von sich selbst reingeben. Dann kommt der unbekanntere zweite Teil. Anweisung „spiel so schnell du kannst“. Er ist eine Herausforderung für jeden Pianisten. Ich scheitere regelmäßig, eines meiner großen Ziele im Leben ist es, dieses Werk einwandfrei zu spielen, so wie es sich Beethoven einst vorstellte….
Ich bin in einer Familie groß geworden in der Männer und Frauen immer gleichberechtigt waren. Nach dem Abi bin ich in die Großstadt gekommen um musicialdarstellerin zu werden. Leider musste ich schnell feststellen, dass Gleichberechtigung noch lange nicht in allen Köpfen angekommen ist. Männer werden im Showbusiness immer noch bevorzugt behandelt. Noch schlimmer ist es in meinem Viertel, viele Frauen laufen hier verschleiert rum. Wenn ich als Blondine im Sommer ein kurzes Kleid trage, schauen mich viele Männer hier an wie ein Stück Fleisch. Ekelhaft. Anfangs hat mich das sehr runtergezogen. Christina Aguilaras Song can’t hold us down hat mich daran bestärkt mich in solchen Situationen nicht klein zu fühlen, sondern noch stärker.

Erik und don’t forget about me von Simple Minds
Ich bin ein Film-Nerd und daher muss ich sagen, dass Musik und Film oft für mich zusammen gehören. Bestes Beispiel Simple Minds „Don‘t forget about me“ und der Film Breakfast Club. DER Film, mit dem meine Liebe zu Filmen begann und DAS Lied dazu spiegelten damals perfekt meine Gefühle als Teenager wieder. Jeder der dieses Meisterwerk der Filmgeschichte kennt, wird verstehen was ich meine.
Eine Erinnerung
Christine und My Funny Valentine von Chet Baker
Eigentlich gehört mein Herz der Literatur. Aber wenn ich Chet Baker my funny valentine höre fühle ich mich wohl und geborgen. Ich höre es eigentlich immer, wenn ich es mir zuhause gemütlich mache. Vermutlich weil es schon damals bei meinen Eltern an gemütlichen Abenden lief.
On the Road …
Melle und all I want von Kodaline
Letzen Sommer habe ich mit meinen Freundinnen Interail gemacht. Wir hatten sehr viel Spaß. Einmal saßen wir an einem Bahnhof fest und es ging nicht mehr weiter. Da holte meine Freundin ihre Ukele raus und sang das Lied all I want. Es war so schön, einer der schönsten Momente meines Lebens an einem Bahnhof irgendwo im nirgendwo. Später habe ich das Orginal gehört. Auch schön. Aber nicht so schön, wie in diesem Moment.
Vivi und Jack Johnson
“2015 war ich für ein Jahr in Neuseeland. Am Ende bin ich mit meiner Schwester mit dem Auto noch durchs Land gefahren, immer dabei Jack Johnson. Noch heute gehört er für mich in meine Reise-Playlist.”
Hannes und Rocket Man von Elton John
Ich bin wirklich beruflich viel unterwegs. Immer in meiner Playlist „Rocket Man“von Elton John.Es erinnert mich daran, dass man sich selber nie zu wichtig nehmen sollte. Auch wenn man sich grade mal wieder wie ein Rocket Man fühlt.
Kristina (meine beste Freundin) und “An den Landungsbrücken raus” von Kettcar
“Kettcar ist Hamburg und Hamburg ist meine Heimat. Der Stadtpark, Der Hafen, der Kiez. Ich habe so viel hier erlebt. Als Kind bin ich in Plantenunblom auf den Bergen geturnt und 10 Jahre später hatte ich dort im Café Seeterrassen meinen ersten Kuss. Auf dem Kiez habe ich mich das ein oder andere mal blamiert und noch viel häufiger gelacht und getanzt. Der Hafen schenkt einem immer Kraft, egal bei Schnee oder 30 Grad im Schatten.Vor 7 Jahren bin ich beruflich nach Dortmund gegangen und habe dort meine große Liebe Erik getroffen. Heute ist Dortmund mein neues Zuhause. Hamburg bleibt aber meine Heimat. Wenn ich nach Hamburg über die Landungsbrücken reinfahre, dann habe ich einen Kloß im Hals und mein Herz macht einen Sprung. Das kann vermutlich nur verstehen, wer aus Hamburg kommt, denn „Dieses Gefühl verdient tatsächlich Applaus“ *. Und Dortmund? „home is where your Heart is“**
An den landungsbrücken raus, dieses bild verdient applaus
und noch 200 meter
und jetzt geht der fallbildschirm auf,
na dann herzlich willkommen zuhaus
und ein letztes mal winken
und ich bin raus.“
**
„Wir waren Die Ersten, die kamen. Die Letzten
Die gingen. Verschlafen in den S-Bahn-Sitzen
Und wenn das alles ist: okay.
Nur schade wenn man mehr erwartet
Der Teil, den ich versteh
Ist: Home ist nun mal where your heart is.“
To be continued – bei Interesse gerne mit Foto und Lied per E-Mail melden.
Alle Songs könnt ihr hören, indem ihr das unterste Foto des Protagonisten anklickt.
Selbstporträt Serie “Shake it out” Florence and the Machines